03/2023 INTERGREEN Newsletter
Wasserverdunstung durch Rasen
Evapotranspiration ein natürlicher Vorgang beim Rasen
Allgemein spricht man vom "Wasserverbrauch", wenn Flächen vertrocknen. Im Sinne der Pflanzenphysiologie wird jedoch die Menge an Wasser, die aktiv von den Gräserwurzeln aufgenommen wird, für die Aufrechterhaltung des Stoffwechsels benötigt. Die Gräser nutzen das Wasser auch über Blätter und Halme zur Steuerung der Umgebungstemperatur, dabei wird Wasser zur Kühlung an die Atmosphäre abgegeben. Diesen Vorgang nennt man Transpiration, er wird aktiv von den Gräsern durch das Öffnen der Stomata (Spaltöffnungen des Blattes) gesteuert. Wasserverbrauch schließt aber auch das Wasser ein, das aus dem umgebenden Boden direkt verdunstet, dies nennt man Evaporation. Eine Fläche ohne Rasen verdunstet demnach das Bodenwasser unproduktiv und trocknet aus.
Die kombinierte Verdunstung aus Boden und Pflanze wird als Evapotranspiration (= ET) bezeichnet und in der Regel in mm pro Zeiteinheit (mm/Tag) gemessen. Diese ET-Werte werden zur Bestimmung des notwendigen Wasserbedarfs entweder durch Regen oder durch Bewässerung herangezogen. An dieser Stelle wird deutlich, dass es keinen einheitlichen Wert für den Wasserverbrauch von Rasen geben kann.
Boden als Wasserspeicher
Exakte Messdaten der Bodenfeuchte dienen dem nachhaltigen Wassermanagement bei der Sportrasen-Beregnung. Je nach Standort und Anforderung an die Rasenqualität lassen sich Zielwerte für die Bodenfeuchte definieren. In der Praxis haben sich für die Rasengräser Wiesenrispe und Deutsches Weidelgras Bodenfeuchtegehalte von 15 bis 22 Vol.-% im Hauptwurzelhorizont als günstig erwiesen. Die Einhaltung derartiger Zielwerte lässt sich nur durch Kontrollprüfungen mit einer Feuchtesonde sicherstellen. Beim Einsatz von Feuchtemessgeräten sollte auf einen Mindeststandard der Messtechnik geachtet werden.
Die INTERGREEN-Fachberater bieten hier gerne Erfahrungsaustausch und Empfehlungen bei der Wahl der Instrumente an.
ET-Werte als Orientierung für die Beregnung
Rasen-ET hängt von zahlreichen Faktoren, wie den klimatischen Bedingungen, dem Bodenwassergehalt, der Pflegeintensität (z. B. Schnitthöhe, Düngemenge) sowie den ausgewählten Gräser-Arten und Sorten ab. Typische ET-Raten für „Kaltzonen-Gräser“ liegen zwischen 3 und 8 mm/Tag und für „Warmzonengräser“ zwischen 2 und 5 mm/Tag (HUANG, 2006). ET-Werte können direkt im Pflanzenbestand oder indirekt über Klimaparametern einer Wetterstation ermittelt werden.
Die Kenntnis und Einschätzung des kritischen, pflanzenphysiologischen Zustands der Gräser (Welke) und der Bodenfeuchte der verschiedenen Bodenarten, sind ebenfalls wichtige Kriterien für die Planung des Bewässerungszeitpunktes und der notwendigen Wassermenge, um den Wasserverlust durch Evapotranspiration durch Beregnung auszugleichen.
Beispielrechnung
Für die Gräserarten (Deutsches Weidelgras, Rotschwingel und Wiesenrispe) nennt NONN (2023) für Rasensportanlagen, Park- und Hausrasen in unseren Breiten eine durchschnittliche Verdunstung (Evapotranspiration) bei Tagestemperaturen von ca. 25-30 °C zwischen 3-5 mm pro Tag (= l/m²). Diese Angaben werden auch in der Norm, DIN 18035-2 Sportplätze – Beregnung und in der Bewässerungsrichtlinie der FLL sowie im Fachbuch Bewässerung im Garten- und Landschaftsbau zugrunde gelegt.
Bei einem normgerechten Fußball-Spielfeld mit einer Flächengröße von 7.630 m², bedeutet das bei einer Verdunstungsrate von 4 mm/Tag ein Wasserverbrauch von etwa 30 m³ pro Tag. So reicht eine Beregnungsmenge von 150 m³ beim Sportplatz etwa für eine Woche. Sobald die Wurzeln kein Wasser im Boden mehr aufnehmen können, dieses hängt von der Bodenart und der Durchwurzelungstiefe ab, wird wurzeltief bewässert.
Nach diesem Beispiel lassen sich für jede Rasengröße geeignete Näherungswerte für den täglichen bzw. wöchentlichen Wasserverbrauch ermitteln.
Quellenhinweise
- HUANG, B., 2006: Turfgrass Water Requirements and Factors Affecting Water Usage.
www.usga.org/content/dam/usga/pdf/Water%20Resource%20Center/turfgrass-water-requirements.pdf - LEINAUER, B., 2020: Sparsamer Umgang mit Beregnungswasser auf Rasenflächen des öffentlichen Grüns. Z. Rasen-Turf-Gazon, 4-2020.
- NONN, H., 2023: Beispielrechnung. Schriftl. Mitteilung
Autor
Dr. Klaus Müller-Beck
E-Mail: klaus.mueller-beck@t-online.de