04/2021 INTERGREEN Newsletter
Nährstoff-Versorgungsstufen für Sportrasen
Chlorophyll für die Fotosynthese
Das Wachstum der Rasengräser wird maßgeblich vom ausgewogenen Angebot der essenziellen Nährelemente im Boden geprägt. Derzeit werden 17 Elemente als essenziel eingestuft (THIEME-HACK, 2018). Es ist also darauf zu achten, dass die erforderlichen Nährelemente in ausreichender Menge im Boden vorhanden sind und keine Mangelsituation eintritt. Das Minimumgesetz nach Liebig („Minimum-Tonne“ Abbildung 2) besagt, dass durch Ressourcen-Limitierung, beispielsweise bei einem essenziellen Nährelement, das gesunde Gräserwachstum gestört wird. Dieser Mangel kann nicht durch andere essenzielle Elemente ausgeglichen werden.
Gehaltsstufen als Orientierung
Bei der Auswertung der Analysewerte haben sich in Deutschland für den Rasen geeignete Gehaltsstufen bewährt. Dabei wird in der Regel die CAL-Methode nach VDLUFA als Basis angewandt. International werden weitere Methoden mit verschiedenen Extraktionslösungen angeboten.
Vor diesem Hintergrund gewinnt eine Nährstoffanalyse des Bodens eine besondere Bedeutung: denn nur so können Defizite aufgedeckt werden. Die angewandten Untersuchungsmethoden sind so konzipiert, dass möglichst die exakten Gehalte an pflanzenverfügbaren Nährstoffen ermittelt werden.
Je nach Bodenbedingungen (Bodenart, pH-Wert, org. Substanz etc.) erzielen die gängigen Analyse-Methoden aufgrund der unterschiedlichen Extraktionsmittel unterschiedliche Werte. In Deutschland ist die CAL-Methode nach VDLUFA etabliert. Die analysierten Werte werden in Versorgungsstufen (niedrig – mittel – hoch) eingeteilt, sodass entsprechende Düngeempfehlungen für die jeweiligen Kulturen abgeleitet werden können.
Ein Großteil der Elemente ist an die Feststoffsubstanz der Böden gebunden. Eine Mobilisierung wird durch verschiedene Parameter wie Konzentration, pH-Wert, Bodenfeuchte, Temperatur, Mikroorganismentätigkeit und das Aufschließungsvermögen durch die Pflanzenwurzeln gesteuert und im günstigen Fall gefördert. Eine zielgerichtete Pflege der Gräserwurzeln durch mechanische Maßnahmen oder durch geeignete Biostimulanzien hat somit eine direkte Wirkung auf die Nährstoffverfügbarkeit.
Bewertung ist abhängig von Messmethode
Unterschiedliche Untersuchungsverfahren führen zu den jeweiligen Grenzwerten, die für eine sachgerechte Bewertung herangezogen werden.
- So werden bei der VLUFA-Methode aufgrund der Bedeutung und der Mobilität der Elemente, die Nährstoffgehalte in die Gehaltsklassen „niedrig", „mittel" und „hoch" eingestuft. Dabei gilt die mittlere Gehaltsklasse als Zielvorgabe für eine sachgerechte Düngeplanung.
- Abweichend davon orientiert sich die Bewertungs-Methode MLSN (Minimum Level for Sustainable Nutrition) an den untersten Werten, bei denen ein normales Gräserwachstum möglich ist (PACE, 2014).
- Bei der Bewertung nach SLAN (Sufficiency Levels of Available Nutrients) werden die hinlänglich verfügbaren Nährstoffe berücksichtigt (PACE, 2009).
- Bei dem BCSR Verfahren (Base Cation Saturation Ratio) wird ein bestimmtes Verhältnis der jeweiligen Kationen im Boden angestrebt. Vorausgehend hierbei ist die Ermittlung der Kationenaustauschkapazität (KAK), (PACE, 2003).
Aus langjähriger Erfahrung wird deutlich, dass weder die Untersuchungs-Methoden, noch die Bewertungs-Verfahren direkt miteinander vergleichbar sind. Es kommt darauf an, sich für ein Verfahren zu entscheiden, das ist in der Regel in Deutschland die CAL-Methode. Auf diese Weise kann dann die Entwicklung auf den Sportrasenflächen über einen längeren Zeitraum dokumentiert werden, sodass fachliche Schlussfolgerungen für das Düngungskonzept abgeleitet werden können.
Richtwerte für die CAL-Methode
Mit den gängigen Analysemethoden wird im Labor der Versuch unternommen, eine möglichst praxisnahe Menge der pflanzenverfügbaren Nährelemente des Bodens zu erfassen (s. Abbildung 3). Für die Standarduntersuchung wird in Deutschland die CAL-Methode eingesetzt. Im Handbuch „Rasen“ (THIEME-HACK, 2018), werden die entsprechenden Werte für die Gehaltsklassen „niedrig", „mittel" und „hoch" angegeben (Tabelle 1). Dabei gilt die mittlere Versorgungsstufe als Zielvorgabe für eine sachgerechte Düngeplanung.
Nährstoffe mg/100 g Boden |
niedrig | mittel | hoch |
---|---|---|---|
Phosphat(P2O5) CAL | < 7 | 7 – 15 | > 15 |
Kalium(K2O) CAL | < 7 | 7 – 15 | > 15 |
Magnesium(Mg) CaCl2 | < 7 | 4 – 8 | > 8 |
Tab.1: Versorgungsstufen auf Rasenflächen nach CAL-Methode VDLUFA. Anzustrebende Nährstoffgehalte (mittel = optimal) für sandbasierte Rasentragschichten. (THIEME-HACK, 2018)
Auf der Grundlage der im LUFA-Labor ermittelten Boden-Analysewerte ergeben sich für die Auswertung entsprechende Versorgungsstufen, die dann als Grafik von den Dünger-Anbietern bei der Erstellung der Düngepläne berücksichtigt werden (Abbildung 4).
Fazit
Einheitliche, fest definierte Grenzwerte für alle Böden können nicht die komplexen Wechselwirkungen der vielfältigen Rasenböden und Standorte abbilden.
Für jeden Rasenboden bzw. für jedes sandreiche Tragschichtgemisch ergeben sich standortspezifische Werte, die für die Düngeplanung beachtet werden müssen.
Quellenhinweise:
- IVA, 2013: Informationsserie Pflanzenernährung: Ernährung – Wachstum – Ernte. www.iva.de/sites/default/files/benutzer/uid/publikationen/textheft_final_farbig_klein.pdf
- MÜLLER-BECK, K.G., 2020: Handout B-Kurs Greenkeeper-Fortbildung, DEULA Rheinland.
- PACE, 2014: Minimum Levels for Sustainable Nutrition Soil Guidelines. www.paceturf.org/PTRI/Documents/1202_ref.pdf
- PACE, 2009: Conventional Soil Guidelines. www.paceturf.org/PTRI/Documents/Soil_tis/0309ref.pdf
- PACE, 2003: Interpreting soil test results. www.paceturf.org/PTRI/Documents/Soil_tis/0309ref.pdf
- THIEME-HACK, M., 2018: Handbuch Rasen. Stuttgart (Hohenheim): Ulmer Verl.
Autor
© Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied DRG