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Funktionstüchtige Sportplätze durch optimale Rasentragschichten
01/2021 INTERGREEN Newsletter

Funktionstüchtige Sportplätze durch optimale Rasentragschichten

In der Regel werden in Deutschland neue Rasensportplätze nach den Kriterien der DIN 18035, Teil 4 gebaut. Bei entsprechenden Voruntersuchungen werden die baulichen und vegetationstechnischen Kriterien, die aus den Eigenschaften des Faktors "Bodens" abgeleitet werden können, definiert und am Substrat eingestellt. So bestimmen die Bodenparameter beispielsweise die Bearbeitbarkeit und die Verdichtungsneigung eines Bodens ebenso wie die Wasserspeicherung bzw. die Wasserdurchlässigkeit.

Boden und Gräser

Die Zusammensetzung und Eigenschaften eines Bodens beeinflussen maßgeblich das Wachstum und die Entwicklung der Rasengräser. So spielen Durchlüftung, Nährstoff- und Wasserspeicherung sowie die Lebensbedingungen für Mikroorganismen eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der Bodenleistung.

Im Wesentlichen sind es vier Faktoren, mit denen sich die Qualität des Bodens charakterisieren lässt:
Wasserhaushalt – Physikalische Faktoren – Chemische Faktoren – Biologische Faktoren.

Für den Bereich der Tragschichtsubstrate von hochbelasteten Sportrasenflächen werden die physikalischen Parameter nach DIN 18035, Teil 4 vorgegeben. Der Luft- und Wasserhaushalt des Bodens wird vornehmlich durch die Textur (Korngrößenverteilung) beeinflusst. Für DIN-Substrate werden entsprechende Kornverteilungsbereiche definiert, die maßgeblich von den Fraktionen Fein-, Mittel- und Grobsand dominiert werden. Hier kommt es darauf an, die physikalischen und chemischen Eigenschaften zu optimieren, damit im Sinne des Gräserwachstums Wasserspeicherung und Nährstoffnachlieferung gesichert werden. In den meisten Fällen sucht man einen Kompromiss zwischen den Leistungen des Bodens und den Ansprüchen der Gräser.

 

Darstellung der Korngrößensummenkurve mit aufsummierten Massenanteilen der Kornfraktionen am Beispiel eines RTS-Gemisches (rot) für Sportplatz.
Abb.2: Darstellung der Korngrößensummenkurve mit aufsummierten Massenanteilen der Kornfraktionen am Beispiel eines RTS-Gemisches (rot) für Sportplatz. Der Sollbereich für Rasentragschichten nach DIN 18035, Teil 4 Rasensportplätze ist schraffiert dargestellt. (Schnittpunkte d60 und d10 )

Physikalische und chemische Faktoren

Vorausgesetzt die Kornabstufung entspricht den Richtlinien, so bieten sich verschiedenartige Zuschlagsstoffe z. B. zur Erhöhung der Nährstoff- und Wasserspeicherung an. Neben den bekannten Eigenschaften von Torf bieten auch synthetische Harzschäume, Zeolithe, Biokohle oder Silikatkolloide eine Optimierung der Tragschichtfunktion.

Bei der Auswahl von Zusatzstoffen sollten nur Materialien eingesetzt werden, die nach dem Düngemittelgesetz zugelassen bzw. als Bodenhilfsstoff ordnungsgemäß deklariert sind. Zur Verbesserung der Sorptionskapazität von Tragschichtsubstraten sind Tonmineralien und Humusbestandteile verantwortlich. Der Einsatz von Fertigkompost (Rottegrad V) sollte sehr gezielt und nur mit gütegesichertem Material vorgenommen werden.

Einen Beitrag zur Nährstoffspeicherung in jungen Substraten können Silikat-Kolloide, wie beispielsweise Agrosil LR, durch Bildung poröser Gele mit Oberflächenaktivität leisten.

Bodenhilfsstoff Luft Vol.-% Wasser pfl. verf. Vol.-% KAK cmol/kg
Weißtorf 15 39 120-150
Fertigkompost 11 31 20-140
Harzschaum 30-40 50-70 2-5
Ton 3-13 5-15 100-250
Sand 20-40 2-12 1-4
Perlite 55 18 1-2
Idealsubstrat 20 18-22 120-15

Tab.1: Eigenschaften und Bewertungskriterien für Bodenhilfsstoffe zur Verbesserung von Rasentragschichten (nach RÖBER und SCHALLER, 1985, gekürzt).

 

Biologische Faktoren

Einen gewissen Schwachpunkt bildet die biologische Komponente in den sandreichen DIN-Substraten. Der Gehalt an Mikroorganismen (z. B. Bakterien, Pilze, Aktinomyzeten, Algen u.a.) ist in frischen Rasentragschichten meist gering. In jüngerer Zeit werden zur Förderung des Bodenlebens verstärkt Biostimulanzien unterschiedlicher Herkunft für Pflanzsubstrate angeboten. Die Resultate dieser Produkte können recht unterschiedlich ausfallen.

Biostimulanzien gewinnen gerade bei der nachhaltigen Pflege von Golf- und Sportrasenflächen an Bedeutung (MÜLLER-BECK, 2019). Derartige Produkte werden im Düngerrecht bzw. im Pflanzenschutzmittelgesetz geregelt und müssen vor dem Inverkehrbringen angemeldet werden. Sie werden dann auf einer offiziellen Zulassungsliste geführt (BVL, 2021). Nach der neuen EU-Regulierung für Biostimulanzien erfolgt die Einstufung jetzt nicht mehr aufgrund der Inhaltsstoffe, sondern nach ihren Wirkungen und Funktionen (IVA,2018).

Die Definition nach EBIC (European Biostimulants Industry Council) lautet: „Pflanzenbiostimulanzien enthalten Substanzen und /oder Mikroorganismen, deren Funktion es ist, nach Anwendung auf Pflanzen oder den Boden natürliche Prozesse zu stimulieren und dabei die Nährstoffaufnahme und Effizienz, die Toleranz gegenüber abiotischem Stress sowie die Pflanzenqualität zu verbessern“, (EBERT, 2019).

Bei der Nutzung der angebotenen Produktvielfalt für Biostimulanzien sollten vor dem Einsatz die Fragen zu den Wirk- und Inhaltsstoffen geklärt sein, damit eine sachgerechte Anwendung zur Optimierung der Rasenfläche gewährleistet ist.

 

Quellenhinweise:

Autor
© Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied DRG

Abmagerung der RTS mit einem angemessenen Sandanteil.
Abb.1: Abmagerung der RTS mit einem angemessenen Sandanteil. (Foto: K.G. Müller-Beck)

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