04/2020 INTERGREEN Newsletter
Filzdicke im Rasen prüfen und beobachten
Einleitung
In der Rasenpflege gilt die Anreicherung von Rasenfilz oft als kritisch und negativ bei der Beurteilung der Rasenqualität. Durch geeignete Pflegemaßnahmen (Vertikutieren und Striegeln) sollte eine Balance zwischen Stoffproduktion und dem Abbau von Rasenfilz angestrebt werden, damit es nicht zu Beeinträchtigungen bei der Spielqualität kommt. Rasenfilz bildet sich im obersten Horizont einer Rasentragschicht und verändert somit die physikalischen Eigenschaften des Substrates, wie Wasserdurchlässigkeit oder Scherfestigkeit der Grasnarbe.
Was ist Rasenfilz
Rasenfilz besteht aus einer Schicht von abgestorbenem und teilweise zersetztem organischen Pflanzenmaterial, das sich zwischen dem Boden und der grünen Rasenvegetation befindet (s. Abbildung 1). Dieser „Thatch“ besteht hauptsächlich aus dem Übergangsbereich zwischen Wurzeln und Spross (Bestockungszone), mit Stängeln, Blattscheiden, Ausläufern, flachen Wurzeln und weniger aus Blattresten.
Filz / engl. Thatch
Meist lockere, fast ausschließlich organische Schicht unterhalb der chlorophyllhaltigen Ebene. Triebe (einschließlich Ausläufer) und einzelne Blattreste sind erkennbar.
Übergangszone / engl. Mat
Meist dunkle, schmierige, hauptsächlich organische Schicht weitgehend ohne erkennbare pflanzliche Strukturen mit mineralischen Anteilen.
Rasentragschicht / Oberboden
Vorwiegend mineralisches Substrat (RTS).
Der Ligningehalt in diesen eher braunen Pflanzenteilen ist höher als in der grünen Blattmasse, sodass der mikrobielle Abbau langsamer verläuft. Wenn sich der untere Teil des Rasenfilz mit dem Boden vermischt, z.B. durch Regenwürmer oder durch Sand-Topdressing und dabei der Stoffabbau fortschreitet, so entsteht eine bestimmte Schicht aus stark zersetzter organischer Substanz, die als "Mat" bezeichnet wird. Der Abbau von Rasenfilz zu Mat ist aus pflanzenbaulicher Sicht eher wünschenswert, da dieses Material mehr Wasser und Nährstoffe aufnehmen kann und somit im Vergleich zum Filz (Thatch) bessere Eigenschaften hat.
Die Identifizierung einer Rasenfilzschicht lässt sich leicht mit einem Profilspaten oder einem Locheisen aus dem Golfbereich vornehmen. (Abbildung 2a,b) Unmittelbar unter der grünen Vegetationsschicht befindet sich der Filzhorizont, der oft aus einer Thatch- und Mat-Schicht besteht.
Eine Anreicherung von Rasenfilz ist auf sandreichen Rasentragschichten mit einer geringen biologischen Aktivität zu beobachten. Eine Abnahme des pH-Wertes in den stark sauren Bereich fördert die Filzbildung ebenfalls.
Messungen der Filzdicke
Zur Messung einer Filzschicht gibt es verschiedene Methoden. Dabei wird der Rasen in jedem Falle geöffnet, beispielsweise mit dem Messer, dem Profilspaten oder mit dem Locheisen (Golf). Da die jeweiligen Horizonte oft ineinander übergehen wird die eigentliche Messung mit dem Lineal/ Meterstab gelegentlich schwierig, da sich die Zersetzungsgrade nicht eindeutig bestimmen lassen.
Die deutsche Fassung der DIN EN 12232 beschreibt ein Verfahren zur Bestimmung der Filzdicke bei Naturrasen. Hierfür wird die Rasenfläche mit einem Ausstecher, der einen Durchmesser von 40 mm bis 120 mm hat, beprobt. Der ausgestochene Probenkern sollte mindestens eine Stärke von fünf Zentimetern haben. Nachdem sich der zusammengedrückte Rasenfilz wieder entfaltet hat, wird an vier Positionen die Auflagestärke in Millimetern mit einem Lineal gemessen. Die Methode ist einfach und schnell durchführbar (Abbildungen 3 + 4).
Zur Beprobung von größeren Flächen (5000 m²) müssen etwa 10 bis 15 Kerne entnommen werden.
Die Nachteile der Feldmethoden liegen insbesondere in der Schwierigkeit der Abgrenzung von Rasenfilz und der darunterliegenden Übergangszone (Mat). Zur Ermittlung der Untergrenze einer Filzschicht, bzw. eines Mat-Horizontes kann ein Messer genutzt werden, um den Widerstand im Probenkern zu ertasten. So lässt sich das Messergebnis optimieren. Bei mehreren Messungen, insbesondere nach Pflegemaßnahmen, ist es wichtig, die prozentuale Veränderung zu einer Kontrollvariante zu erfassen.
Die Nachteile der Feldmethoden liegen insbesondere in der Schwierigkeit der Abgrenzung von Rasenfilz und der darunterliegenden Übergangszone (Mat). Zur Ermittlung der Untergrenze einer Filzschicht, bzw. eines Mat-Horizontes kann ein Messer genutzt werden, um den Widerstand im Probenkern zu ertasten. So lässt sich das Messergebnis optimieren. Bei mehreren Messungen, insbesondere nach Pflegemaßnahmen, ist es wichtig, die prozentuale Veränderung zu einer Kontrollvariante zu erfassen.
Filzdicken in einer Stärke < 5 mm sind durchaus akzeptabel, wenn sie regelmäßig mit dem Striegel bearbeitete werden und anschließend kleine Sandmengen eingebracht werden. Bei Filzstärken von > 10 mm sollten zielgerichtete Vertikutiermaßnahmen durchgeführt werden, damit Durchlässigkeit und Scherfestigkeit der Rasennarbe erhalten bleiben.
Quellennachweis:
- DIN, 2003: Bestimmung der Filzdicke bei Naturrasen. Deutsche Fassung EN 12232:2003
- MÜLLER-BECK, K.G. 2020: Rasenfilz speichert Kohlenstoff im Wurzelhorizont von Rasenflächen. Deutsche Rasengesellschaft, Rasen-Thema 08-2020.
www.rasengesellschaft.de/rasenthema-detailansicht/august-2020-738.html - STÜRMER-STEPHAN, B. und J. MORHARD, 2019: Rasenfilz – Ergebnisse einer Literaturauswertung. Z. Rasen-Turf-Gazon, 01-2019.
www.golfmanager-greenkeeper.de/fileadmin/content/Importe_gk_ra/2019/ra0119_s03bis09.pdf - TURGEON, A.J., 1996: Turfgrass management. 4. ed. Prentice-Hall, Upper Saddle River, N.J.: 406 S.
Autor
© Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied DRG