Saatgutproduktion für Rasengräser
55. Report-Ausgabe

Saatgutproduktion für Rasengräser

Anbau, Ernte, Qualitätskriterien

Neue Gräsersorten für die Rasenanwendung werden im Zuchtbetrieb mittels unterschiedlicher Verfahren sowie Tests und Laboranalysen in Gewächshäusern entwickelt. Anschließend werden selektierte Einzelpflanzen und später auch das daraus gewonnene Züchter-Saatgut und Basis-Saatgut in Versuchsfeldern zur Prüfung angebaut. Zielsetzung ist dabei immer, die Rasenqualität stetig zu steigern und neue Sorten mit geeigneten Merkmalen zu entwickeln, die den Anforderungen der Anwender und den Bedürfnissen der Standort- und Klimaansprüchen gerecht werden.

In den Züchtungs-Programmen der führenden europäischen Zuchtbetriebe für Rasengräser (Barenbrug, DLF, DSV und Saatzucht Steinach) werden die wichtigsten Arten für den europäischen Gräser Markt bearbeitet. Dazu zählen das Deutsche Weidelgras (Lolium perenne), der Rotschwingel (Festuca rubra), die Wiesenrispe (Poa pratensis) und der Rohrschwingel (Festuca arundinacea) sowie die Lägerrispe (Poa supina).

Mit der Anmeldung zum Sortenschutz beim Bundessortenamt beginnt dann auch die erste Vermehrung von Basis-Saatgut für die folgende vertragsmäßige Vermehrung von zertifiziertem Saatgut, das dann bei der Vermarktung in entsprechenden Rasenmischungen genutzt wird.

In Deutschland dient das Sortenschutzgesetz (SortG) als gesetzliche Grundlage für den Schutzantrag. Der Sortenschutz für Rasengräserarten wird für 25 Jahre lang gewährt und kann nicht verlängert werden. Geschützt werden die Rechte an der Sorte als geistiges Eigentum des Züchters. Nur ihm steht das Recht zu, Züchter- oder Basis-Saatgut der geschützten Sorte zu produzieren und für weitere Vermehrungszwecke zu nutzen sowie in den Handel zu bringen (QUETT et al., 2016).

Blanksaat zur Vermehrung von Gräsern.
Abb. 2: Blanksaat zur Vermehrung von Gräsern. Foto: Deutsche Saatveredelung AG

Gräser-Vermehrung erfolgt in landwirtschaftlichen Betrieben

Der Anbau zur Grassamen-Vermehrung in einem landwirtschaftlichen Betrieb steht immer im Wettbewerb zu den üblichen Getreidearten, die auf den Flächen vorherrschen. Die Vermehrungsfirmen bieten in der Regel den Landwirten mehrjährige Verträge zur Produktion bestimmter Gräserarten an. Dabei stehen Standortfragen und die Eignung der Flächen im Mittelpunkt. Auf diese Weise haben sich bestimmte Regionen oder Länder auf die Grassamen-Produktion spezialisiert.

„Die Hauptproduktionsgebiete für Gras- und Kleesaaten liegen in den USA, Europa, Kanada und Neuseeland“ (LÜRMANN, 2018). Verschiedene Arten haben spezielle Anforderungen an das Klima und den Standort, sodass beispielsweise die Wiesenrispe und das Straußgras überwiegend in den USA produziert werden. In Europa ist Dänemark der größte Produzent und Exporteur für Gräsersaatgut, dabei sind Lolium perenne, Festuca rubra und Poa pratensis die wichtigsten Arten. In den Ländern Niederlande und Deutschland sind die Vermehrungsflächen für Gräser in den letzten Jahren zurückgegangen. Dafür stieg die Gräser-Produktion in Polen an.

Auch wenn die Bereitstellung von Qualitätssaatgut für Rasen in den letzten Jahren deutlich gewachsen ist, siehe beispielsweise zahlreiche Spitzensorten im Lolium-Sortiment für Fußballplätze, so wird der Massenmarkt weiterhin von preiswerten Mischungen dominiert (MÜLLER-BECK, 2018).

Wie lange braucht man von der Ansaat bis zur Ernte?

Da das Anbau- und Produktionsverfahren für die wichtigen Gräserarten sehr unterschiedlich sein kann, lassen sich hier nur beispielhafte Größenordnungen angeben. Dabei spielt zusätzlich die Anbauregion eine deutliche Rolle bei den zu erwartenden Erntemengen. Schnellkeimende Arten wie Lolium perenne werden beispielsweise als Sommer-Blanksaat in Mecklenburg-Vorpommern möglichst bis Ende August/Anf. September ausgesät, in Bayern bis Ende September, in den Niederlanden und Dänemark kann die Aussaat bis kurz vor Weihnachten erfolgen. Je nach Reifegruppe der Sorte werden etwa 10-12 Monate bis zur Ernte erforderlich.
Langsam auflaufende Arten werden nur unter einer Deckfrucht ausgebracht. So werden Rotschwingel und Schafschwingel unter Wintergetreide im Herbst und die Wiesenrispe unter Sommer-Gerste im Frühjahr ausgesät. Bei diesen Arten ergeben sich bei einer Herbstuntersaat bis zu 48 Monate und bei der Frühjahrsuntersaat etwa 15-17 Monate bis zur Ernte (ECKARDT, 2021).

Wie groß ist in der Regel die Erntemenge bei Rasengräsern?

Beim Vergleich von Rasen- und Futtersorten wird deutlich, dass es für beide Bereiche starke und schwache Samenträger gibt. Die Unterschiede entstehen vielmehr jeweils nach Produktionsland, Sorte und Vermehrungsstufe. Bei Elite- oder Vorstufenproduktionen wird auf kleinen Flächen weniger als später in den größeren Z-Saatgut Produktionen geerntet (BLECHER, 2021).

Auf der Grundlage einer Kurzbefragung bei den Produzenten liefert Tabelle 1 eine kleine Übersicht zu den durchschnittlichen Ertragsmengen bei den gängigen Rasengräsern.

Art DLF**
Menge kg/ha
DSV***
Menge kg/ha
Freudenberger*
Menge kg/ha
Poa pratensis
Wiesenrispe
1.000 500 - 1.200 600 - 1.600
Festuca rubra rubra
Ausläufer-Rotschwingel
1.300 900 - 1.500 900 - 3.500
Festuca rubra commutata
Horstrotschwingel
1.000 900 - 1.200 700 - 1.800
Festuca rubra trichophylla
Rotschwingel mit Kurz-Ausläufern
900 800 - 1.000 500 - 1.300
Festuca arundinacea
Rohrschwingel
  1.200 - 1.600  
Lolium perenne
Deutsches Weidelgras
1.500 900 - 1.200 700 - 1.500

Tab: 1: Durchschnittliche Ernteerträge bei der Gräservermehrung für die Rasenanwendung. Spannbreiten abhängig von Sorten und Produktionsstandort. *) BLECHER, 2021; **) BUCK, 2021; ***) HAMANN, 2021).

 

Am Beispiel der alten Sorte „Loretta“ (Lolium perenne) berichtet ECKARDT (2021) über den Einfluss des Produktionsstandortes auf den Ertrag. So liegt die Erntemenge für die Sorte in Bayern bei ca. 800 kg/ha, in Dänemark bei ca. 1200 kg/ha und in Neuseeland bei 2000 kg/ha. Dagegen liefert eine neue Lolium perenne-Sorte wie z.B. „Coletta“ in Neuseeland einen Ertrag über 3500 kg/ha. In Bayern reduziert sich die Erntemenge dieser Sorte allerdings nur auf 1500-2000 kg/ha. Hier wird deutlich, welchen Einfluss die Erntemenge auf den Preis haben kann. In der EU werden die höchsten Erträge in den Niederlanden und in Dänemark erzielt.

Schwaddrusch bei der Ernte zur Grassamenvermehrung. Foto: Harmen van der Sluis, Barenbrug Abb. 4: Direktdrusch bei der Ernte zur Grassamenvermehrung.
Abb. 3: Schwaddrusch bei der Ernte zur Grassamenvermehrung. Foto: Harmen van der Sluis, Barenbrug Abb. 4: Direktdrusch bei der Ernte zur Grassamenvermehrung. Foto: Deutsche Saatveredelung AG

Saatgut-Anerkennung für zertifiziertes Gräsersaatgut

Voraussetzung für die Herstellung von hochwertigen Rasenmischungen ist die Einhaltung von Qualitätsstandards, dazu gehört die Auswahl geeigneter Rasensorten. Für die Produktion von zertifiziertem Saatgut gilt die Beachtung des Saatgutrechts für alle Vermehrungsflächen der Futter- und Rasengräser. Die Saatgutanerkennung ist die Grundlage für die spätere Vermarktung. Die Feldbesichtigung des Vermehrungsbestandes erfolgt mindestens einmal jährlich zu Beginn des Ähren-/ Rispenschiebens.

Zur abschließenden Anerkennung einer Partie erfolgt die Beschaffenheitsprüfung einer repräsentativen Probe in einem akkreditierten Labor (s. Abbildung 5). Dabei werden die gesetzlichen Anforderungen an Keimfähigkeit, Reinheit, Fremdbesatz und Gesundheitszustand geprüft. Entsprechend der ISTA-Bedingungen wird dann ein Orange-Zertifikat für eine 10.000 kg Partie ausgestellt.

Untersuchung einer Saatgutprobe auf Fremdartenbesatz.
Abb.5: Untersuchung einer Saatgutprobe auf Fremdartenbesatz. Foto K.G. Müller-Beck

Saatgut-Aufbereitung durch Trocknung und Reinigung

Bei der Anlieferung des Erntegutes spielt der Feuchtigkeitsgehalt eine entscheidende Rolle für die Qualität des Saatgutes. Gerade die Erhaltung einer hohen Keimfähigkeit hängt maßgeblich vom Feuchtegehalt ab. In feuchtem Zustand neigt das Erntegut rasch zu einer Selbsterwärmung, die negativ auf die Keimrate wirken kann. Aus diesem Grunde wird vor einer Einlagerung der Rohware mit geeigneten Anlagen gekühlt und getrocknet. In Abhängigkeit vom Feuchtegehalt entstehen entsprechende Kosten, die sich im späteren Preis niederschlagen.

Mit komplexen Reinigungsanlagen werden die Gräserpartien vor der Weiterverarbeitung zu Rasenmischungen auf einen höchstmöglichen Reinheitsgrad bearbeitet. Üblicherweise werden die Produktchargen mit einer durchgängigen Codierung von der Warenannahme bis zur Endverpackung im EDV-System erfasst und verwaltet. Für den Verbraucher steht dann auf dem grünen Saatgut-Etikett die Mischungs-Nr., mit der sich alle Einzeldaten bei Bedarf dokumentieren lassen.

Saatgutkauf ist Vertrauenssache, Preis und Gräserleistung stehen in einer engen Relation. Die Aussaat einer Billigmischung macht zwar grün, kann aber am Ende teuer werden.

 

Quellenhinweise

  • BLECHER, T., 2021: Schriftl. Mitteilung. Feldsaaten Freudenberger GmbH & Co. KG
  • BUCK, H.-J., 2021: Schriftl. Mitteilung. DLF GmbH.
  • ECKARDT, T., 2021: Schriftl. Mitteilung. SAATZUCHT STEINACH GmbH & Co KG.
  • HAMANN, M., 2021: Mündl. Mitteilung. DSV Deutsche Saatveredelung AG.
  • LÜRMANN, H., 2018: Internationale Entwicklung des Marktes für Rasengräser und deren Vermehrung. Vortrags-Handout, 126-DRG-Rasenseminar. www.rasengesellschaft.de
  • MÜLLER-BECK, K.G. 2018: Rasengräser von der Züchtung bis zur Anwendung. Z. Rasen-Turf-Gazon, S. 35-38.
  • QUETT, N.-S., CÖLN, P. und S. WÖSTER, 2016: Sorten- und Patentschutz bei Pflanzen. Z. European Journal of Turfgrass Science, S. 25-27.
  • WÖSTER, S., 2018: Aus dem Leben einer Rasengrassorte. Vortrags- Handout 126. DRG-Rasenseminar. www.rasengesellschaft.de
Reinigungsanlage bei der Firma Meiners Saaten GmbH.
Abb.6: Reinigungsanlage bei der Firma Meiners Saaten GmbH. Foto: M. Sax

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