Nachsaaterfolg bei Strapazierrasen
52. Report-Ausgabe

Nachsaaterfolg bei Strapazierrasen

Abhängig von Sorten und Saattechnik

Die Qualitätsanforderungen an Rasensportplätze nehmen ständig zu. Im Bereich der Bundesliga werden mittlerweile höchste Anstrengungen unternommen, um während der gesamten Spielzeit eine vitale Rasenarbe zu präsentieren. Bodenheizung, Tragschicht-Armierung, Belichtungselemente und die regelmäßige Nachsaat mit Spitzensorten zählen zu den besonderen Maßnahmen. In diesem Beitrag sollen einige Hinweise zur Auswahl der geeigneten Gräser aufgezeigt werden sowie die Bedeutung einer sachgerechten Saattechnik für das Gelingen von Nachsaaten bei Rasenplätzen erläutert werden.

 

Gräserarten und Sorten bestimmen Rasenqualität

Als Grundlage einer dauerhaften Rasenfläche stehen naturgemäß die Gräserarten und die Leistungen der Gräsersorten im Mittelpunkt der Bewertung von Rasenmischungen.
Als wichtiges Hilfsmittel zur Beurteilung der Sorten, gilt die „Beschreibende Sortenliste Rasengräser“ des Bundessortenamtes. Die aktuelle Ausgabe 2019 steht zum kostenlosen Download zur Verfügung (BUNDESSORTENAMT, 2019).

Neben den Gesamteignungsnoten, die auch in der FLL-Broschüre „Regel-Saatgut-Mischungen RSM“ genutzt werden, enthält die Sortenliste darüber hinaus eine Vielzahl an Prüfparametern, wie beispielsweise Narbendichte, Unkrautfreiheit, Vegetationsaspekt oder Krankheitsanfälligkeit, die somit Auskunft über die Qualität einer Rasensorte liefern.

Anzahl der Sorten und Eignungsnoten für den Strapazierrasen nach Bundessortenamt, 2019.
Tab.1: Anzahl der Sorten und Eignungsnoten für den Strapazierrasen nach Bundessortenamt, 2019.

Die Einstufung der Sorteneigenschaften erfolgt anhand einer Skala von 1 (sehr geringe Eignung/ unerwünschte Merkmalsausprägung) bis 9 (sehr gute Eignung/ gewünschte, beste Merkmalsausprägung). Mit diesen Noten lassen sich die im Markt angebotenen Regenerations-Mischungen (RSM 3.2) oder Mischungen für die Neuansaat eines Sportrasens (RSM 3.1) gut vergleichen. Spitzensorten haben ihren Preis, aber auch hier gilt: „Qualität zahlt sich aus!“
Die Verwendung von qualitativ hochwertigen Rasensorten und aufeinander abgestimmte Mischungen sind der wichtigste Grundstein bei der Neuanlage und der Regeneration von Sportrasenflächen.

In der Beschreibenden Sortenliste Rasengräser 2019 vom Bundessortenamt (BSA) werden derzeit 132 Sorten für die Nutzung als Strapazierrasen aufgeführt (s. Tabelle 1). Die zahlenmäßig stärksten Gruppen sind Lolium perenne (Deutsches Weidelgras) mit 89 Sorten und Poa pratensis (Wiesenrispe) mit 34 Sorten.

 

Regenerationsmischung mit Spitzensorten von Lolium perenne (Note 9).
Abb.1: Regenerationsmischung mit Spitzensorten von Lolium perenne (Note 9).
Regenerationsmischung mit tetraploider Lolium perenne-Sorte.
Abb.2: Regenerationsmischung mit tetraploider Lolium perenne-Sorte.

Nachsaat zur Narbenverbesserung

Eine Verbesserung des Pflanzenbestandes oder die Förderung der Narbendichte bei Lückigkeit, erreicht man in der Regel durch gezielte Nachsaaten einer Regenerationsmischung RSM 3.2, mit leistungsfähigen Sorten aus dem Angebot der strapazierfähigen Grasart Lolium perenne (Deutsches Weidelgras). Sofern die Rasennarbe komplett zerstört ist und kaum ein Restbestand an Gräsern vorhanden ist, z.B. im Strafraum oder in der Mittelachse des Spielfeldes, bietet sich auch die Sportrasenmischung RSM 3.1 mit den Arten Poa pratensis und Lolium perenne an.

Trends bei der Sortenentwicklung

Als eine Neuentwicklung bei Lolium perenne werden Ansaaten mit Ausläuferbildendem Deutschen Weidelgras (Regenerating Perennial Ryegrass = „RPR“) im Vergleich zum Standard angeboten. Diese neuen Gräsertypen des Deutschen Weidelgrases bilden oberirdische Ausläufer (Pseudostolone) aus, die dazu dienen, bei einer hohen Weidelgras-Dominanz im Bestand, die Lücken in der Rasennarbe besser zu schließen. Im Sportrasen liefern sie eine optimale Ergänzung zu den Rhizomen der Wiesenrispe (Poa pratensis).

Durch die neue Genetik entwickeln die „CSI“-Sorten Triebe, die sich kriechend an der Bodenoberfläche ausbreiten können. Bei der Narbendichte ist von einer doppelt so hohen Narbendichte wie bei den herkömmlichen Lolium perenne-Sorten die Rede.

 

Tetraploide Lolium perenne-Sorte im Versuch.
Abb.3: Tetraploide Lolium perenne-Sorte im Versuch. Foto: Klaus Müller-Beck
ortenversuch mit Lolium perenne-Sorten, in der Mitte Lolium multiflorum (Einjähriges W.).
Abb.4: Sortenversuch mit Lolium perenne-Sorten, in der Mitte Lolium multiflorum (Einjähriges W.). Foto: Klaus Müller-Beck

Rasche Keimung als Qualitätsvorsprung

Bei den Weidelgräsern werden neben den neuen Sorten des Deutschen Weidelgrases (Lolium perenne) auch die neuen Gräsertypen des Einjährigen Weidelgrases (Lolium multiflorum var. westerwoldicum) in Nachsaat-Mischungen genutzt. Beim Deutschen Weidelgras werden darüber hinaus Sorten des tetraploiden Gräsertyps angeboten, die sich von Futtertypen ableiten und ähnliche Eigenschaften aufweisen, wie sie bei den Einjährigen Weidelgräsern zu beobachten sind. Diese zeichnen sich nämlich durch eine sehr rasche Keimung auch bei niedrigen Temperaturen (ab 4 °C) aus.

Für die Nachsaaten während der Winterspielperiode nutzen eine Reihe von Stadion-Greenkeepern verstärkt die Regenerationsmischungen mit Lolium multiflorum (z.B. die SOS-Mischung).

Nachsaat in Verbindung mit Rotorschälen

In Verbindung mit der Bearbeitung unterschiedlicher Hybridrasen-Systeme, aber auch zur Optimierung der Pflanzenbestände älterer Sportplätze, gewinnt in jüngster Zeit der Einsatz des Rotorschälens zur radikalen Verbesserung der Narbenzusammensetzung nach Abtrag der Altnarbe an Bedeutung. Insbesondere zur Funktionserhaltung der Tragschichtarmierung im obersten Horizont werden Regenerationsmaßnahmen bei Bedarf erforderlich. Der Umfang dieser Leistungen richtet sich nach der Nutzungsintensität und dem Witterungsverlauf.

Bei einer vermehrten Anreicherung von organischer Substanz in den obersten Zentimetern des Belages oder bei einer verstärkten Abdeckung der Armierungsfasern durch Besandungsmaßnahmen, wird die Rasennarbe nach der Spielsaison exakt abgetragen, sodass die Fasen wieder einen Überstand von 15 bis 20 mm aufweisen, bzw. die Hybridtragschicht frei liegt. Für diese Arbeiten werden Spezialgeräte, wie der „Koro Field Top Maker“, „Redexim Turf Stripper“ oder der „Blec Combinator“ mit geeigneten Rotor-Werkzeugen eingesetzt (s. Abbildung).

Zur Erhaltung der Ebenflächigkeit wird bei Bedarf ein entsprechender Ausgleich mit RTS-Material vorgenommen, bevor die Nachsaat mit der geeigneten Lolium perenne-Mischung erfolgt.

Einsatz des Field-Top-Makers zum Schälen der Altnarbe bei Poa annua-Besatz.
Abb.5: Einsatz des Field-Top-Makers zum Schälen der Altnarbe bei Poa annua-Besatz. Foto: Klaus Müller-Beck
Nachsaat des Sportrasens mit dem Spike-Seeder.
Abb.6: Nachsaat des Sportrasens mit dem Spike-Seeder. Foto: Klaus Müller-Beck

Nachsaat zur Unterdrückung von Poa annua

Das System der Narbenverjüngung durch Millimeter genaues Herausarbeiten der Altgräser (insbesondere bei einem erhöhten Besatz von Poa annua) wird gerade bei Trainingsplätzen verstärkt genutzt. Je nach Ausstattung der Rotorfräse mit Winkelmessern, Stahlzinken oder „Univers-Blättern“ und „Terraplane-Blättern“ lassen sich die geeigneten Arbeitstiefen für den jeweiligen Pflanzenbestand so einstellen, dass bei einem günstigen Artenanteil von Lolium perenne und Poa pratensis ein gewisses Regenerationsvermögen erhalten bleibt. In Verbindung mit der Nachsaat der schnellkeimenden Regenerationsmischung kommt es bei günstigen Witterungsbedingungen zu einem raschen Narbenschluss.

Fazit

Die Nachsaat von Sportrasenflächen wird zu einem maßgeblichen Instrument bei der Erhaltung der Narbenqualität für ein regelgerechtes Fußballspiel. So spielt diese Maßnahme nicht nur auf den Rasenflächen der Stadien eine wesentliche Rolle sondern gerade bei der Vielzahl der Trainingsanlagen sind regelmäßige Nachsaat-Konzepte dringend erforderlich, um die Benutzungsintensität auf einem angemessenem Niveau zu halten. Gerade bei überstrapazierten Plätzen sind in der Regel Regenerationsmaßnahmen mit Lockerungsarbeiten in Verbindung mit einer Nachsaat zur Wiederherstellung der angemessenen Platzqualität erforderlich.

 

Literaturhinweise

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