46. Report-Ausgabe
Frühjahrspflege - Wertvolle Tipps aus der Praxis
Die Stadt Baunatal in Nordhessen hat etwa 28.000 Einwohner und lässt keinen Zweifel daran, dass es sich um eine Sportstadt handelt. So befinden sich in 7 Stadtteilen zahlreiche Sportanlagen. Das Angebot umfasst u.a.: 9 Naturrasenspielfelder, davon eins seit 2016 mit INTERGREEN-XtraGrass Hybridrasen ausgestattet, 3 Kunststoffrasen-Großspielfelder, 2 Kleinspielfelder, ein Tennenspielfeld und 8 Kunststoff-Kleinspielfelder sowie eine 400-m Kampfbahn vom Typ B im Parkstadion. Verantwortlich für die Pflege der Baunataler Sportanlagen sind Uwe Herkt und Burkhardt Kilian.
Wie sieht Ihre Vorbereitung vor dem Saisonstart der Sportplatzpflege aus?
Uwe Herkt: Ein wichtiger Punkt ist die Maschinenpflege. Wir sind auch in den Winterdienst eingebunden und müssen daher besonders darauf achten, dass im Frühjahr rechtzeitig alle Geräte für die Sportanlagen verfügbar sind. Bei unseren 9 Rasenplätzen muss für alle Anlagen immer genug Dünger auf Lager sein. Die Vorbereitung von Reparaturen und z.B. der Kunststoffreinigung muss ebenfalls koordiniert werden. Diese Leistungen werden allerdings an Fachbetriebe vergeben.
Wie hoch ist der Düngemittelbedarf pro Jahr ca. und worauf achten Sie bei der ersten Düngung?
Uwe Herkt: Im Jahr werden etwa 10 to. Dünger benötigt. Dass es Schwankungen aufgrund von Witterungseinflüssen gibt, ist dabei selbstverständlich. Eine gute Nährstoffversorgung ist unverzichtbar in der Rasenpflege; wir setzen außerdem nur Langzeitdünger ein und düngen im Frühjahr natürlich gezielt stickstoffbetont.
Wann führen Sie die Startdüngung aus und welche Technik verwenden Sie dabei?
Burkhardt Kilian: Der Zeitpunkt ist abhängig von den Temperaturen. Sobald die Bodentemperatur über 7-8 °C bleibt, kann der Rasen Nährstoffe aufnehmen. Man kann sich aber auch nach der Forsythienblüte richten, wenn man die Bodentemperaturen nicht beobachten will. Beim Düngen kommt ein Kastenstreuer mit 2,5 m Arbeitsbreite zum Einsatz.
Gibt es weitere Maßnahmen, die Sie gleich nach dem Winter auf dem Naturrasen durchführen?
Burkhardt Kilian: Wir schleppen alle Rasenspielfelder ab, um Unebenheiten zu beseitigen und z.B. Maulwurfshaufen zu egalisieren. Je nach Zustand des Platzes, da ist die Narbendichte entscheidend, kommt auch der Rasenstriegel oder, bei sehr dichtem Rasen, der Verticutierer zum Einsatz. Gerade wenn es einen Schnellschimmelbefall gab, können wir abgestorbene Pflanzenteile mit dem Striegel schnell entfernen und der Rasen wächst schneller wieder nach.
Neben den Rasenplätzen gibt es ja noch 3 neue Kunstrasenspielfelder und einige Kunststoffkleinspielfelder. Welche Arbeiten fallen auf diesen Belägen an?
Uwe Herkt: Die Kunststoffbeläge und unsere Kunstrasenplätze müssen eigentlich nur sauber gehalten werden. Dadurch, dass diese Systeme ganzjährig genutzt werden können, ist die Pflege hier auch im Winter nötig. Intensiv wird schon im Herbst daran gearbeitet, dass sich durch Laub z.B. keine hohen Mengen an organischem Material bilden. Müll und andere Verunreinigungen müssen regelmäßig entfernt werden. Arbeiten wie Reparaturen oder die Intensivreinigung der Beläge werden bei Fachfirmen eingekauft.
Was ist mit dem Hartplatz? Welche Besonderheiten bringt dieser Belag im Frühjahr mit sich?
Burkhardt Kilian: Die Tennepflege kann sofort einsetzen, wenn kein Frost mehr zu erwarten ist und die Fläche ausreichend abgetrocknet ist. Im Wesentlichen bezieht sich die Frühjahrspflege dann auf das Egalisieren und das Verdichten der aufgefrorenen Deckschicht mit einer leichten Walze. Dann geht es normal mit der Pflege weiter, also regelmäßig abziehen, egalisieren und bei Bedarf Löcher im Belag mit neuem Material ausbessern. Beim Hartplatz ist natürlich der Bewuchs besonders kritisch, da man nur mechanisch dagegen vorgehen darf, muss man das ganze Jahr über am Ball bleiben – oder man tauscht die Tennendecke alle paar Jahre komplett aus.
Damit hätten wir eigentliche alle Belagsarten angesprochen und konnten einen Einblick in die ersten Arbeitsschritte der Pflege erhalten. Seit Sommer 2016 existiert in Hertingshausen der erste INTERGREEN-XtraGrass Hybridrasenplatz, wie sieht die Vorbereitung bei diesem speziellen Belagstyp aus?
Uwe Herkt: Im Groben wird der Hybridrasen genau wie der Naturrasen behandelt. Wir achten beim Hybridrasen allerdings besonders darauf, dass sich kein Rasenfilz bildet. Also versucht man natürlich unnötiges organisches Material abzubauen oder zu entfernen. Darum wird der Hybridrasen öfter und intensiver gestriegelt und anschließend abgekehrt. Die noch jungen Gräser brauchen außerdem mehr Dünger. Wir versuchen den Hybridplatz optimal im Wachstum zu halten. Dadurch wird auch öfter gemäht und es fällt logischer Weise mehr Schnittgut an, was man mit dem Striegeln und Abkehren versucht auszugleichen.
Sie legen also besonders darauf Wert, dass die Kunststofffasern nicht überwachsen werden?
Burkhardt Kilian: Genau darauf kommt es an, deshalb verwenden wir auch nur minimale Sandgaben bei der Regeneration auf dem Hybridsystem. Jeder Rasen wächst mit der Zeit in die Höhe; beim Hybridrasen wollen wir das natürlich möglichst verlangsamen oder verhindern. Daher gehört hier das Striegeln zur Grundpflege dazu.
Vielen Dank für das Gespräch und den Einblick in Ihre Tätigkeit!
Fazit:
Bei der Frühjahrspflege gibt es einiges zu beachten. Während Kunststoffsysteme das ganze Jahr über genutzt werden können und daher auch ganzjährig gepflegt werden, gilt es bei Naturbelägen die entscheidenden Maßnahmen und den richtigen Zeitpunkt für die Arbeiten zu wählen. Bei Rasen besonders wichtig: die Startdüngung. Hier ist eine Kombination aus leichter mechanischer Bearbeitung und anschließender stickstoffbetonter Düngung. Wie wir sehen konnten, ist die Erfahrung von Mitarbeitern dabei besonders wichtig: Fachleute planen rechtzeitig und im Voraus. Dienstleistungen die Spezialgeräte erfordern, werden von Fachfirmen ausgeführt, z.B. von Ihrem INTERGREEN-Partner, dem Profi für Sportstättenbau und Sportplatzpflege.