Fertigrasen das schnelle Grün bei knapper Zeit
53. Report-Ausgabe

Fertigrasen das schnelle Grün bei knapper Zeit

Für den Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau gehört Fertigrasen zu den Kernbaustoffen, die bei vielen Bauprojekten eingesetzt werden. Als anerkanntes Produkt gewinnt der Rollrasen immer mehr an Bedeutung, wenn es darum geht, eine rasche Begrünung sicherzustellen (BÜCHNER, 2020). Die Verlegung des Fertigrasens war früher aufwendig und aufgrund der Kosten meist nur für spezielle Bereiche vorgesehen. Durch moderne Produktions- und Verlegeverfahren hat sich das Produkt Fertigrasen im letzten Jahrzehnt zu einer vielseitig einsetzbaren Alternative zur Raseneinsaat entwickelt.

Mit der Herausgabe der „TL Fertigrasen – Technische Lieferbedingungen für Rasensoden aus Anzuchtbeständen“ hat die FLL (2016) die Bedeutung des Fertigrasens für den Landschaftsbau untermauert.

Wie entsteht Fertigrasen?

Die Produktion eines Fertigrasens erfolgt auf landwirtschaftlichen, gut vorbereiteten Ackerflächen. Dort wird der Rasen nach der Einsaat, abhängig von der Artenzusammensetzung, mindestens ein Jahr intensiv kultiviert, bis eine dichte, reißfeste Rasennarbe entsteht. Im Anschluss erfolgt die Ernte durch das maschinelle Schälen der Sode (PEIFFER, 2020).

Aufgrund einer Verpflichtung im DRV verzichten die deutschen Rasenproduzenten von Dick- und Dünnsoden eines Naturrasens auf die Verwendung von Kunststoffgewebe zur Beschleunigung der Erntefähigkeit. Nach FLL (2016) muss Fertigrasen so gleichmäßig durchwurzelt sein, dass dieser in sich zusammenhält und verarbeitet werden kann. Die Produktion eines mit Fasern armierten Hybridrasens ist eine Spezialvariante für den Stadionrasen.

Gräserarten und ausgewählte Sorten bestimmen Rasenqualität

Bei den Produzenten hat es in dem letzten Jahrzehnt zahlreiche neue Entwicklungen in den Bereichen Saatgut, Anzucht, Rasenpflege und Erntetechnik bei den Soden gegeben. Auf diese Weise ist die Angebotspalette beim Produkt Fertigrasen sehr vielfältig geworden.

Für den Anwender von Fertigrasen heißt das, vor der Rasenbestellung den jeweils richtigen Rasentyp für die Baustelle auszuwählen, damit abhängig von der zukünftigen Nutzung der Fläche ein fachgerechter Rasen verlegt werden kann.

Die Ergebnisse aus der Rasenforschung und die Arbeit der Züchter fließen bei den Festlegungen für die Mischungstypen bei den Regelsaatgutmischungen (RSM) ein. Die Produzenten nutzen bei der Sortenwahl die Daten des Bundessortenamtes (BSA, 2019) für die Beschaffung erstklassiger Gräsermischungen. Ein breites Spektrum vom Zierrasen über Gebrauchsrasen bis zum Golf- bzw. Sportrasen wird von den RSM-Mischungstypen abgedeckt. Spezialisten bei den Fertigrasenproduzenten bieten darüber hinaus weitere Rasentypen an.

Für die Produktion von hochwertigem Sportrasen nutzen die Produzenten Top-Qualitäten beim Saatgut, das speziell für diesen Anwendungsbereich bereitgestellt wird. Hier spricht man von 0/0-Saatgutpartien, die eine sehr hohe Keimfähigkeit und eine extrem ausgeprägte Reinheit insbesondere beim Fremdartenbesatz aufweisen.

Schäl- bzw. Erntemaschine für die Großrolle.
Abb.1: Schäl- bzw. Erntemaschine für die Großrolle. Foto: K. Müller-Beck

Gute Logistik ist Voraussetzung für Frische-Garantie

Fertigrasen ist ein echtes Frischeprodukt; denn mit dem Schälvorgang wird ein etablierter junger Rasen im Boden abgetrennt und auf einer vorbereiteten Fläche der Baustelle wieder ausgerollt. Hier soll dann eine rasche Wiederbewurzelung erfolgen, damit die Gräser am neuen Standort weiter wachsen können.

In den Anforderungen der TL-Fertigrasen (FLL, 2016) heißt es: „Fertigrasen darf keine durch Krankheiten, Schädlinge oder Kulturmaßnahmen hervorgerufenen Mängel aufweisen, welche den Wert oder die Tauglichkeit für den vorgesehen Gebrauch mindern. Er muss so gesund und ausgereift sein, dass das Anwachsen und die weitere Entwicklung nicht gefährdet sind.“

Das Produkt Rasen wird im frischen Zustand auf den Anzuchtfeldern geerntet und ist somit bei der Lieferung im Idealfall frisch grün und nach dem Verlegen kurzfristig nutzbar. Vornehmlich an heißen Sommertagen sollte der Rasen möglichst noch am Tag der Rasenernte verlegt werden. Wird der Rasen zu spät ausgerollt kann es zum Verwelken der Gräser kommen in kritischen Fällen beginnt bei Erwärmung in der Rolle ein Gärprozess.

Zur Vermeidung von Schäden bei hohen Temperaturen, ist der rasche Versand der Soden von hoher Bedeutung. Hier gilt die Regel: „heute bestellt, morgen geliefert und verlegt“ (SCHWAB, 2020)! Bei größeren Mengen müssen Erntetermin und die anschließende Verlegetechnik eng aufeinander abgestimmt werden, damit es nicht zu Überlagerungen kommt.

Fertigrasen ist außer bei Frostperioden und Schnee ganzjährig lieferbar.

Variantenreiche Formate

Das Produkt Fertigrasen wird in vielfältigen Rasentypen und Formaten angeboten. Da zahlreiche Varianten gerollt werden, spricht man auch von Rollrasen. Mit der Weiterentwicklung der Ernte- und Verlegetechnik werden am Markt mittlerweile verschiedene Formate des Fertigrasens angeboten.

Das am stärksten verbreitete Maß ist die Kleinrolle in der Größe von ein Quadratmeter (meist 2,50 m lang und 0,40 m breit). Sie wird als Standard in einer Stärke von ca. 15-18 mm geschält und das Gewicht beträgt je nach Witterung 15 bis 20 kg. Sie eignet sich besonders für Flächen bis zu einer Größe von 1000 m². Die Kleinrolle wird von Hand ausgerollt und bevorzugt bei der Neuanlage von Rasenflächen in Hausgärten, Parkanlagen, Spielplätzen oder in Industrieflächen eingesetzt. Durch ihr geringes Gewicht eignet sie sich auch für die Begrünung von Hängen und Böschungen (PEIFFER, 2020).

Die Mittelrolle ist das geeignete Format zur maschinellen Verlegung von größeren Flächen wie z.B. Parkanlagen oder Sportplätzen in den Spielpausen, wie etwa der Sommerpause. Die Bahnen dieser Rollen sind 60 Zentimeter breit und können bis zu einer Länge von 30 Metern geschält werden. Die Schälstärke der Rollen ist variabel. Bei einer Stärke von 18 mm wiegt eine Rolle ca. 350 kg. Ein Sportplatz kann somit innerhalb von drei Tagen verlegt werden und ist je nach Witterung nach ca. sechs Wochen wieder bespielbar.

Die Großrolle wird meist als Dicksode angeboten und eignet sich besonders zum maschinellen Verlegen auf Sportplätzen, die sofort wieder bespielbar sein müssen. Großrollen sind mindestens 1,20 Meter breit und 12,5 Meter lang. Ein kompletter Sportplatz lässt sich mit den Großrollen in zwei Tagen neu verlegen. Die Stärke der Rollen beträgt dabei mindestens 35 mm. Das Gewicht einer 35 mm starken Großrolle beträgt > 1000 kg.

Ein besonderes Format bietet die Jumbo-Rolle in der Breite von 2,20 Meter und einer maximalen Länge von 35 Meter, die dann mittels einer Spezial-Verlegemaschine bodenschonend verlegt wird (SCHWAB, 2020). Aufgrund der Gewichte der Großrollen und der Verlegetechnik sind die Spielflächen direkt nach dem Ende der Verlegearbeiten wieder bespielbar.

Blockrasen (engl. Slabs) wird auch als Dicksode angeboten. Diese Rasenplatten eignen sich besonders für den Austausch kleinerer, hoch belasteter Stellen, wie zum Beispiel den Fünfmeterraum auf einem Sportplatz, der sofort wieder bespielt werden kann. Blockrasen ist ein nicht aufgerolltes Rasenstück mit den Maßen 0,45 x 0,45 Meter. Die Dicke der Blöcke beträgt 45 mm. Das Gewicht eines einzelnen Blocks beträgt ca. 15 kg.

Verladung und Transport der Großrolle.
Abb.2: Verladung und Transport der Großrolle. Foto: K. Müller-Beck

Anwendungs-Beispiele aus der Praxis

Auch für die INTERGREEN-Partnerbetriebe bietet die Verlegung von Fertigrasen eine rasche und qualitativ hochwertige Begrünung von Sportplätzen, wenn es um die schnelle Wiederbespielung geht. In zwei aktuellen Beispielen der Firma Schmitt wurden bei der Rasenrenovation Soden im Format der Mittelrolle verlegt.

Frankfurt: Sportanlage Bertramswiese

Auf zwei Plätzen der Sportanlage „Bertramswiese“ erneuerte die Firma Schmitt (Standort Frankfurt) die alte Rasendecke durch Abfräsen und anschließende Verlegung einer Mittelrolle im Juni 2020. Mit diesem Verfahren konnte in wenigen Tagen ein kompletter Austausch bzw. eine Sanierung der Mittelachse ausgeführt werden.

Maschinelle Verlegung des Fertigrasens (Dünnsode) auf dem vorbereiteten Planum im Format der Mittelrolle (60 cm).
Abb.4: Maschinelle Verlegung des Fertigrasens (Dünnsode) auf dem vorbereiteten Planum im Format der Mittelrolle (60 cm). Foto: Burkhardt Lenz
Fertigstellungspflege mit Mähen und fachgerechter Beregnung des verlegten Fertigrasens im Bereich der Mittelachse Feld 2.
Abb.5: Fertigstellungspflege mit Mähen und fachgerechter Beregnung des verlegten Fertigrasens im Bereich der Mittelachse Feld 2. Foto: Burkhardt Lenz
Fräsen der Altnarbe in der Arbeitstiefe von 5-6 cm und anschließendem Abschieben des Materials.
Abb.3: Fräsen der Altnarbe in der Arbeitstiefe von 5-6 cm und anschließendem Abschieben des Materials. Neuauftrag von ca. 3.5 cm RTS-Material (Lavaterr). Foto: Burkhardt Lenz

Berlin: Wettkampfanlage Hatzfeldtallee

Die Sanierung der Wettkampfanlage in der Hatzfeldtallee durch die Firma Schmitt (Standort Groß Köris), erfolgte Mitte Mai 2020. Zur Verbesserung der Wasserdurchlässigkeit wurde im Vorfeld die vorhandene Rasentragschicht mit einem Sand der Körnung 0-2 mm im Verhältnis von 30 Vol.-% aufbereitet.

Zur Stimulierung einer raschen Durchwurzelung erfolgte vor dem Verlegen der Soden eine gezielte Düngung mit einem Starterdünger, der leicht in die Rasentragschicht eingearbeitet wurde. Es wurde ein Fertigrasen im Format der Mittelrolle (60 cm Breite, Schälstärke 18-20 mm) maschinell verlegt.

Im Rahmen der Fertigstellungspflege erfolgten im ersten Monat zunächst wöchentlich zwei Schnitte, die dann auf einmal wöchentlich reduziert wurden. Für die notwendige Bewässerung des verlegten Rollrasens stand eine Beregnungsanlage zur Verfügung. Zur Optimierung der Wurzelverzahnung steht für August das Aerifizieren der Rasenfläche auf dem Plan.

Entwicklungsstand der Rasenfläche Hatzfeldtallee ca.fünf Wochen nach dem Verlegen der Soden. Durchwurzelung der RTS nach ca. vier Wochen.
Abb.7: Entwicklungsstand der Rasenfläche Hatzfeldtallee ca.fünf Wochen nach dem Verlegen der Soden. Abb.8: Durchwurzelung der RTS nach ca. vier Wochen. Fotos: Christina Schultz

Fazit

Gerade unter dem Gesichtspunkt des Zeitfaktors auf vielen Baustellen, liefert der Fertigrasen einige Vorteile gegenüber der Einsaat. Die bearbeitete Fläche ist nach der Verlegung der Soden direkt grün. Bei fachgerechter Auswahl entsteht ein typgerechter Rasen mit den geeigneten Gräserarten. Fertigrasen ermöglicht eine rasche Nutzung und sorgt für unmittelbaren Erosionsschutz auch bei Starkregen. Bezüglich der Anforderungen an einen Naturrasen erfüllt ein guter Fertigrasen hohe Qualitätsstandards.

Unter diesen Bedingungen ergibt sich ein angemessenes Kosten-/Nutzen-Verhältnis für den Rasen.

 

Literaturhinweise

Anlieferung der Mittelrollen zur Vorbereitung der Verlegearbeiten auf dem Sportplatz an der Hatzfeldtallee.
Abb.6: Anlieferung der Mittelrollen zur Vorbereitung der Verlegearbeiten auf dem Sportplatz an der Hatzfeldtallee. Foto: Christina Schultz

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